Ibn Taimija

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Ibn Taimija (arab. تيمية‎ ابن) wurde am Montag, den 10. Rabi'u-l-Awwal im Jahre 661 n. H./1263n.Chr. in Haran in Südostanatolien geboren. Er starb im Jahre 728 n.H./1328 n.Chr..

Sein vollständiger Name ist: Schaich al-Islam Taqijjuddin Abu-l-Abbas Ahmad Ibn Schihabuddin Abdulhalim Ibn Madschuddin 'Abdussalam Ibn 'Abdullah Ibn Abulqasim Ibn Taimija al-Harani thumma ad-Dimaschqi.[1]

Er war ein bedeutender islamischer Gelehrter des 8.Jhrd.n.H/14 Jhrd.n.Chr., der in vielen Wissenszweigen bewandert war.


Seine Abstammung und Kindheit[Bearbeiten]

Ibn Taimija wuchs von früher Kindheit an in einem wissenschaftlichen Umfeld auf. Sein Vater Schihabuddin war Mufti, ebenso sein Großvater, der Imam und Mudschtahid, Madschuddin Abu al-Barakat.

Die Geburtsstadt Ibn Taimijas wurde durch die Tataren zerstört. Viele Familien flohen, darunter auch die Familie seines Vaters. Im Alter von 6 oder 7 Jahren kam Ibn Taimija nach Damaskus.

Bereits in seiner Kindheit füllte Ibn Taimija seine Zeit mit Lernen aus. Er lernte zuerst den Quran komplett auswendig.[2]


Sein Studium[Bearbeiten]

In Damaskus studierte Ibn Taimija Hadith bei vielen Gelehrten. Er studierte u.a. die 6 Sunnan Werke[A 1]und lernte zahlreiche Ahadithe auswendig. Allah segnete ihn mit einem sehr guten Gedächnis. Zudem beschäftigte er sich mit den Wissenschaften des Fiqh und der Arabischen Sprache.


Seine Lehrer[Bearbeiten]

Er studierte insgesamt bei mehr als 100 Gelehrten, darunter sein Vater und sein Großvater. Im Folgenden sind einige seiner wichtigsten Lehrer genannt[1]:

  1. Zinuddin Abu al-'Abbas Ahmad Ibn Abdudda'im Ibn Ni'ma al-Maqdisi (gest.667).
  2. Abdurrahman Ibn Muhammad Ibn Qudama al-Maqdisi (gest. 682): Er hatte bei seinem berühmten Onkel Schaich Muwafiquddin Ibn Qudama studiert.
  3. Scharafuddin Abu al-'Abbas Ahmad Ibn Ahmad Ibn Ni'ma al-Maqdisi asch-Schafi'i (gest.694): Er erteilte Ibn Taimija die Erlaubnis, Fatwa zu geben.
  4. Al-Mundscha Ibn Uthman Ibn As'ad Ibn al-Mundscha Ibn Barakat Ibn al-Mu'mil At-Tanuchi (gest.695): Fiqh-, Tafsir- Gelehrter und Grammatiker.
  5. Muhammad Ibn Abdulqawi Ibn Badran Ibn Abdullah al-Maqdisi al-Mardawi (gest.696): Faqih, Hadith-und Sprachwissenschaftler.


Seine Schüler[Bearbeiten]

Einige seiner wichtigsten Schüler waren:

  1. Al-Hafidh Dschamaluddin Abu Al-Hadschadsch Jusuf al-Mizzi (gest. 742 n.H.),
  2. Muhammad Ibn Ahmad Ibn 'Abdulhadi Ibn 'Abdulhamid Ibn Qudama al-Maqdisi,
  3. Ibn Qajjim al-Dschauzia,
  4. Al-Hafidh Schamsuddin Abu 'Abdullah Muhammad Ibn Ahmad Ibn Uthman adh-Dhahabi (gest.748),
  5. Schamsuddin Abu 'Abdullah Muhammad Ibn Muflih al-Hanbali (gest.763),
  6. Al-Qadi (der Richter) Abu al-'Abbas Ahmad Ibn al-Hasan Ibn 'Abdullah Ibn Muhammad Ibn Qudama al-Maqdisi (gest. 771)
  7. Al-Hafidh Abu al-Fida' Ismail Ibn 'Umar Ibn Kathir (gest.774): Autor des berühmten Tafsirs (Qurankommentars).[2]


Seine Fähigkeiten[Bearbeiten]

Als Ibn Taimija 21 Jahre alt war, starb sein Vater und er übernahm dessen Lehrtätigkeit Anfang 683. n.H./1284 n.Chr..

Er war Imam in den Disziplinen Tafsir, Fiqh, Hadith, Überliefererwissenschaft, Usul(Grundlagen) und Arabische Sprachwissenschaft. Alle Bedingungen für Idschtihad waren bei Ibn Taimija vorhanden. [1]

„Als ich Ibn Taimija traf, sah ich einen Mann, der die verschiedenen Wissensarten zwischen seinen Augen hatte. Er nahm davon, was er brauchte und ließ, was er wollte. Ich sagte zu ihm: " Ich dachte nicht, dass Allah so einen wie dich erschaffen würde." [3].

Er war sehr klug und in vielen Wissensgebieten bewandert, so dass man dachte, wenn er über ein Thema mit jemandem sprach, dass dies sein Spezialgebiet sei.

  • Der Hafidh Ibn az-Zamalkani sagte:
„Allah der Erhabene hat für Ibn Taimija die Wissenschaften leicht gemacht, so wie Er für Dawud (Friede sei mit ihm) das Eisen biegsam machte. Wenn er über etwas gefragt wurde und er antwortete, dachte man – weil die Antwort sehr genau war – dass er sich nur in der betreffenden Wissenschaft auskannte.“
  • Adh-Dhahabi, der einer seiner Schüler war, sagte in "Tadhkira al-Hufadh" über ihn:
" Er leistete Hervorragendes auf dem Gebiet der Quranauslegung (Tafsir), er vertiefte sich in die Feinheiten seiner Bedeutung...und leitete aus dem Quran Erkenntnisse ab, die zuvor noch nicht erfasst worden waren. Er leistete Hervorragendes in den Hadithwissenschaften...Nur wenige lernten so viele Hadithe auswendig wie er...Er konnnte sie erstaunlich schnell in Erinnerung rufen, wenn sie als Belege angeführt werden sollten. Er überstieg andere in seiner Kenntnis des Fiqh und der Wissenschaft der Meinungsverschiedenheiten zwischen den Fiqh-Schulen, sowie seiner Kenntnis der Fatawa (Pl. von Fatwa) der Sahaba und der Tabi'un. Wenn er eine Fatwa gab, folgte er nicht einer bestimmten Fiqh-Schule, sondern richtete sich nach dem bei ihm vorliegenden Beleg (aus Quran und Sunna). Er beherrschte perfekt die Arabische Sprache ...und befasste sich mit logischer Argumentation. Er kannte die Aussagen der Mutakallimun[A 2] , widersprach ihnen, wies auf ihre Fehler hin und warnte vor ihnen."[2]

Ibn Taimija war ein Gelehrter der Hanbalitischen Fiqh-Schule. Er zählte jedoch zu den sogenannten Muhaqqiqun, d. h. Gelehrte, die frühere Rechtsgutachten nochmals untersuchten und Fragestellungen neu bewerteten und beantworteten. [3] D.h. er war in seiner Entscheidungsfindung unabhängig und folgte nicht blind irgendeiner Fiqh-Schule.


Viele halten Ibn Taimija für einen der Männer, über die der Prophet Muhammed (Allahs Segen und Friede auf ihm) sagte:

" Gewiss, Allah schickt zu Beginn eines jeden islamischen Jahrhunderts jemanden, der für diese Umma die Angelegenheiten ihres Dins wiederbelebt." (Hadith bei Abu Dawud, Al-Albani erklärte ihn für sahih)[2]


Sein Einsatz für den Islam[Bearbeiten]

Ibn Taimija lebte in einem dunklen Zeitalter. Die islamische Gesellschaft war geschwächt und lebte im Widerspruch zu den ursprünglichen Lehren des Islam. Ibn Taimija war mit der Verdorbenheit seiner Umwelt, Ungerechtigkeit und Willkür konfrontiert. Innere und äußere Feinde bedrohten die islamische Gemeinschaft.

Auf der einen Seite wurden die muslimischen Länder im Osten von den Tartaren und im Westen von den Kreuzfahrern angegriffen. Die islamische Umma wurde schwer durch die Tartaren geprüft, die in die islamischen Länder eindrangen. Ibn Taimija kämpfte in zahlreichen Schlachten und Kriegen gegen sie. Genannt sei der Verteidigungskampf um Dimaskus im Jahre 700 n.H. [2]

Auf der anderen Seite gab es im Innern zahlreiche islamischen Gruppierungen, die vom wahren Glauben abgekommen waren und ihre Irrlehren verbreiteten. Zudem kollaborierten extreme Sufi-Gruppen, Christen und Schiiten (Rafidha) teilweise mit den äußeren Feinden.

Ibn Taimija sah es daher als seine Aufgabe an, gegen dieses Unheil vorzugehen. Sein Ziel war, die Gesellschaft zu reformieren und zu den usprünglichen Lehren des Islams zurückzuführen. In Quran und Sunna fand er das richtige Heilmittel um gegen die Krankheit seiner Zeit anzugehen.[2]

Ibn Taimija rief zum Tauhid auf, kämpfte für die Verteidigung der richtigen Aqida und gegen die unzulässigen Erneuerungen in der Religion(Bida').

Wegen seines Einsatzes für die Aufrechterhaltung des wahren Dins kam es häufig zu Auseinandersetzungen zwischen ihm und den Vertretern der Ahl al-Bida', d.h. den Leuten, die Erneuerungen in die Religion eingeführt hatten.

Ibn Taimija wurde mehrere Male von Sultan wegen seines Einsatzes für die wahre Religion und gegen Ungerechtigkeit ins Gefängnis gesteckt. Auch die Gelehrten, die seine Auffassungen nicht teilten, führten gegen ihn Intrigen.

Im Jahre 709 n. H./1309 n.Chr. wurde er für 8 Monate nach Alexandria verbannt. Als er dann rehabilitiert und hochverehrt nach Kairo zurückkehrte, kamen viele Leute, darunter Richter und Gelehrte, zu ihm und baten ihn um Verzeihung für ihre feindseligen Taten ihm gegenüber. Er sagte: „Ich verzeihe jedem, der mir geschadet hat.“[1]

Der Sultan bat ihn, eine Fatwa zu geben, wonach dieser berechtigt wäre, Gelehrte zu töten, die gegen Ibn Taimija und auch gegenüber dem Sultan feindlich gesinnt waren. Doch Ibn Tamija lobte stattdessen diese Gelehrten und sagte zum Sultan: „Wenn du sie tötest, wirst du nie wieder ihresgleichen haben.“ Der Sultan sagte überrascht: „Sie wollten dich töten und haben dir auch ständig Schaden zugefügt.“ Ibn Taimija antwortete: „Wer mir schadet, dem werde ich verzeihen. Und wer Allah und seinem Propheten Schaden zufügen wollte, den wird Allah der Erhabene bestrafen. Ich nehme für mich persönlich keine Rache.“ Er sprach mit dem Sultan so lange, bis auch dieser den feindlich gesinnten Gelehrten verzieh.

Einer dieser Gelehrten sagte:

„Wir haben niemals jemanden wie Ibn Taimija gesehen; wir versuchten, die Leute gegen ihn aufzuhetzen, schafften es aber nicht. Als er dann schließlich Macht über uns hatte, verzieh er uns und verteidigte uns sogar.“ [1]


Sein Tod[Bearbeiten]

Ibn Taimija starb im Jahre 728 n.H./ 1328 n.Chr.


Gemäß Ibn Kathir berichtete Schaich al-Birzali in seinem Buch über Geschichte: „Imam Ibn Taimija starb in der Nacht zum Montag, den 20. Dhu-l-Qa'da des Jahres 728 n. H. in der Burg von Damaskus, wo er gerade im Gefängnis saß. Viele Leute kamen zur Burg, um von ihm vor der Totenwaschung Abschied zu nehmen. Fast alle Stadtbewohner drängten sich,um hinter seinem Sarg zu laufen und um für ihn das Totengebet zu verrichten. Man zählte 15.000 Frauen und 60.000-200.000 Männer – abgesehen von denen, die auf den Dächern standen. Jeder, der kommen konnte, ist gekommen. Und wer überhaupt nicht kommen konnte, machte Du'a (Bittgebet) für ihn. Scheich Muhammad bin Tamam verrichtete für ihn das Totengebet in der Burg, dann wurde das Gebet noch einmal in der Ummajjadenmoschee wiederholt und ebenso noch einmal auf dem Friedhof, wo sein Bruder Zainuddin Abdurrahman das Gebet leitete. Imam Ibn Taimija wurde neben seinem Bruder Scharafuddin Abdullah begraben.“[1]

Sein Bruder, Scheich Zeinuddin Abdurrahman, erzählte, dass er mit Imam Ibn Taimija den Quran achtzig Mal durchgelesen hatte, während dieser in seinem Gefängnis in der Burg war. Er starb bei der 81. Rezitation, als sie die letzten Verse der Sure „Al-Qamar“ (Sure 54) lasen:

„Gewiss, die Gottesfürchtigen werden in Gärten und an Bächen sein, am Sitz der Wahrhaftigkeit bei einem allmächtigen Herrscher.“ (Quran 54:54-55) Das war im letzten Drittel der Nacht.[3]


Zitate Ibn Taimijas[Bearbeiten]

Ibn Taimija sagte, als er im Gefängnis war:

" Im diesseitigen Leben gibt es ein Paradies; wer es nicht betritt, wird auch nicht das Paradies des Jenseits betreten."
" Egal was meine Feinde mit mir machen, mein Paradies (und mein Garten) ist in meiner Brust. Wo immer ich auch hingehe, ist es bei mir und trennt sich nicht von mir. Meine Gefangenschaft bedeutet Zurückgezogensein mit Allah (arab. Chalwa), mein Tod ist das Märtyrertum und die Ausweisung aus meinem Land ist für mich eine Reise." [2]


Seine wichtigsten Werke[Bearbeiten]

Adh-Dhahabi sagt, dass die Bücher Ibn Taimijas Bücher zu den verschiedensten Themen mehr als 300 Bände umfassten“.[4]

Ibn Taimija schrieb besonders viele Werke über Aqida und die Grundlagen des Din (arab. Usul ad-Din). Dies ist auf die Umstände seiner Zeit zurückzuführen. Er wurde mit zahlreichen Gruppen konfrontiert, die von der richtigen Aqida abwichen, wie die Philosophen (arab. Falsafa); die Batinia; diejenigen, die Lehre der Einheit allen Seins (arab. Wahdat al-Wudschud) vertraten, die Qadaria, die Dschahmia u.a. Er sah es daher als seine Aufgabe ,die Irrlehren dieser Gruppen, anhand von Quran und Sunna zu widerlegen.


Im Folgenden sind 10 seiner wichtigsten Werke genannt[Bearbeiten]

  1. Madschmu' al-Fatawa Schaich al-Islam, 37 Bände, gesammelt von Abdurrahman Ibn Kassem an-Nadschdi und seinem Sohn Muhammad. - Fatwa-Sammlung.
  2. Al-Fetawa al-kubra, 5 Bände - die Sammlung der gr.Fetawa.
  3. Dar' T'arrudh al-'Aql wa an-Naql, 10 Bände - Abwenden des Widerspruchs zwischen Verstand und den überlieferten Texten der Scharia.
  4. Minhadsch as-Sunna an-nabawia fi Naqdh Kalam Asch-Schi'a wa al-Qadaria, 9 Bände - Methode der Sunna des Propheten hinsichtlich der Widerlegung der Aussagen der Schi'a und der Qadaria.
  5. Al-Dschawwab as-sahih liman badala Din al-Masih - die richtige Antwort für diejenigen, die die Religion des Messias änderten.
  6. Ar-Radd 'ala al-Mandiqiin, 1 Band - Antwort für die Logiker.
  7. Al-Istiqama, 2 Bände - die Geradlinigkeit.
  8. Tafsir Ajat aschkalat 'ala kathir min al-'Ulama' - Kommentar von (Quran-)Versen, die für viele Gelehrte unklar sind.
  9. Naqd Maratib al-Idschma' li Ibn Hazm - Kritik des Buches "Stufen des Idschma' " von Ibn Hazm.
  10. Scharh al-Aqida al-Asfahania - Kommentar zur Aqida des Gelehrten al-Asfahani


Werke Ibn Taimijas in englischer Sprache[Bearbeiten]

Einige der Bücher Ibn Taimijas liegen in englischer Übersetzung vor:

  • Yasin, Dr. Mohammed Naim , Book of Emaan – The Basis, Reality and

Invalidation of Emaan: Dieses Buch basiert auf den klassischen Werken von Ibn Taimija, 270 pp., Al-Firdous , London

  • Fatwas Of Muslim Women by Ibn Taymyah, übersetzt von Sayed Gad, 272 SeitenVerlag: Dar Al-Manarah, Ägypten,

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Die Hadithwerke von Buchari, Muslim, Abu Dawud, Tirmidhi, Nasa’i und Ibn Madscha.
  2. eine Lehrmeinung, die die Scholastik (Ilm Al-Kalam, griechische Logik) als Grundlage der Aqida bezeichnet.


Quellen[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Al-Bidaja wa-n-Nihaja, Ibn Kathir, Ismail (2006), Band 6, Abschnitt: Jahreszahl 728, Verlag: Dar al-Imam Malik, Algier
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 Al-Badawi, Dr. Jusuf Ahmad Muhammad (2000): Maqasid asch-Schari'a 'inda Ibn Taimija, Dar an-Nafa'is, Jordanien
  3. 3,0 3,1 3,2 Mourad, Samir; Mourad, Umm Abdurrahman (2006): Islamische Literaturkunde und Gelehrtenbiographien , Deutscher Informationsdienst über den Islam (DIdI) e.V., Heidelberg, ISBN 3-9810908-4-5, ISBN 978-3-9810908-4-0(der Artikel beruht wiederum hauptsächlich auf dem Werk von Ibn Kathir, al-Bidaja wa an-Nihaja)
  4. Adh-Dhahabi, Schamsuddin, Sijar A'lam an-Nubala' (Biographien hervorragender edler Persönlichkeiten), [Maktaba Schamila]