Ablauf des Hadsch

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Version vom 15. Januar 2011, 10:43 Uhr von Aischa (Diskussion | Beiträge) (Auf dem Weg nach Mekka: Tawaf)
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Im Folgenden wird detailliert der Ablauf der Hadsch geschildert. Zur Frage, welche Bestandteile des Hadsch Pflicht oder Sunna sind, wird auf den Artikel "Hadsch verwiesen.

Auf dem Weg nach Mekka

Bevor man in den Ihram-Zustand eintritt, sollte man sich die Fingernägel schneiden, den Bart stutzen, die Haare der Achselhöhlen auszupfen, die Haare des Schambereichs rasieren, eine Gesamtwaschung (arab.Ghusl) machen und (als Mann) sich zwei weiße saubere Tücher und Sandalen anziehen.

Wenn man am Miqat angelangt, betet man ein Pflichtgebet oder ein freiwilliges Gebet und fasst die Absicht, Hadsch zu machen. Dies in den Monaten des Hadsch (Schawwal, Dhu-l-Qa’da und Dhu-l-Hidscha). Die Pilger aus Europa überschreiten den Miqat heute meistens mit dem Flugzeug. Das Überschreiten des Miqats wird im Flugzeug bekannt gegeben.

Je nachdem, welche Art des Hadsch man machen möchte, spricht man die Talbija aus:

1. Hadsch al-Ifrad:

"Labaik allahumma labaika Hadschan" „Hier bin ich, o Allah, hier bin ich und verrichte den Hadsch“

2. Hadsch at-Tamattu':

"Labaik allahumma labaika 'Umra" “Hier bin ich, o Allah, hier bin ich und verrichte die 'Umra.”

3. Hadsch al-Qiran:

" Labaik allahumma labaika Hadschan wa 'Umra" “Hier bin ich, o Allah, hier bin ich und verrichte den Hadsch und 'Umra (zusammen).”

Man kann an dieser Stelle auch den Ausspruch der Talbija und damit den Eintritt in den Ihram-Zustand mit einer auflösenden Bedingung verknüpfen, indem man sagt: "Denn mein Ort ist dort, wo auch immer du mich zurückhältst." (belegt durch ein Hadith bei Muslim)Dies sollte man aber nur machen, wenn zu befürchten ist, dass man den Hadsch abrechen muss. Wenn dem Pilger nun ein Hindernis in den Weg kommt und er nicht mit dem Hadsch fortfahren kann, wie z.B. Krankheit o.ä. dann darf er sich aus dem Ihram-Zustand lösen, ohne dass er eine Sühne oder ein Opfer leisten muss.

Der Pilger fährt fort, die Talbija zu sprechen. Männer sprechen die Talbija laut aus, Frauen leise. Es ist beliebt, die Talbija jedes Mal neu anzustimmen, wenn sich der Zustand des Pilgers ändert, d.h. wenn z.B. er ein Fahrzeug besteigt, sich an einem bestimmten Ort niederlässt, zum Gebet geht oder andere Pilger trifft.

Es ist beliebt, Du'a und Segensgrüße für den Propheten (Allahs Friede und Segen auf ihm) zu sprechen, wenn man die Talbija gesprochen hat.

Man sollte darauf achten, seine Zunge von anderen Worten als dem Dhikr Allahs und seine Blicke von dem, was Allah verboten hat, zurückzuhalten. Der Pilger sollte auf seinem Hadsch auf gutes Benehmen und Rechtschaffenheit achten, in der Hoffnung, dass sein Hadsch als gottesgefällige Tat angenommen wird. Er sollte gegenüber den Bedürftigen gut handeln, seine Reisegefährten freundlich behandeln, sie grüßen und ihnen Essen anbieten.

Wenn der Pilger Mekka erreicht, so ist es für ihn beliebt, eine Ganzkörperwaschung (arab. Ghusl) zu machen, bevor er Mekka betritt.


Betreten der Moschee in Mekka

Der Pilger sucht die Moschee in Mekka auf, die Madschid al-Haram und spricht beim Betreten der Moschee das übliche Bittgebet:

"A’udhu Billahi l-A’thim wa Wadschihi l-karim wa Sultanihi l-qadim min asch-Schaitani r-radschim. Bismillahi wa as-Salatu wa as-Salamu 'ala Rasulillah. Allahumma aftah li Abawaba Rahmatik."

„Ich nehme Zuflucht bei Allah dem Allgewaltigen und seinem edlen Gesicht und seiner ewigen Allmacht vor dem gesteinigten (verfluchten) Satan. Im Namen Allahs, As-Salatu wa As-Salam seien auf dem Gesandten Allahs. Oh Allah, öffne mir die Tore deiner Barmherzigkeit.“ [1]


Tawaf

Derjenige Pilger, der Hadsch-Ifrad oder Qiran vollzieht, führt den Tawaf als Tawaf al-Qudum (Ankunftstawaf) aus. Er wird Ankunftstawaf genannt, da er der Begrüßung der Moschee in Mekka dient.

Derjenige Pilger, der Hadsch-Tamattu’ vollzieht, führt den Tawaf als eine der Säulen der 'Umra aus, die er zunächst beabsichtigt hat.

Man begibt sich zur Ka'aba im Innenhof der Moschee und beginnt mit dem Tawaf. Hierfür ist Wudhu erforderlich. Der Tawaf beginnt beim Schwarzen Stein. Entweder man küsst diesen, fasst ihn an (wobei beides heutzutage kaum möglich ist) oder zeigt auf ihn. Dann fasst man die Absicht, Tawaf zu machen und sagt:

" Bismillah, wAllahu akbar".

„Im Namen Allahs, Allah ist am größten.“[2]

Man umrundet die Ka'aba entgegen dem Uhrzeigersinn insgesamt sieben Mal. Während des Tawafs macht man Du'a, Dhikr und spricht Bittgebete für den Propheten. Es gibt - bis auf die zwei im Folgenden genannten- keine festen Bittgebete, die man auswendig lernen muss. Man sollte vielmehr Allah von ganzem Herzen mit seiner eigenen Sprache um all das bitten, was man sich für sich, seine Freunde, Familie, die islamische Umma, u.s.w. wünscht.

Wenn man die Jemenitsche Ecke erreicht (eine Ecke vor dem Schwarzen Stein), spricht man das folgende Bittgebet:

" Rabbanaa aatinaa fid-Dunja Hasanatan wa fil-Achirati Hasanatan wa qinaa 'Adhab an-Naar." (überliefert bei Sahih Abi Dawud)

" Unser Herr, gib uns im Diesseits Gutes und im Jenseits Gutes, und bewahre uns vor der Strafe des (Höllen)feuers!"

Es ist Sunna, die Jemenitische Ecke mit der Hand zu berühren, man spricht dabei:

„bismillah wAllahu akbar“

„Im Namen Allahs, Allah ist am größten.“

Wenn man sie jedoch nicht berühren kann (was bei der Hadsch der Fall sein dürfte), dann fährt man einfach mit dem Tawaf fort. Man soll aber weder mit der Hand darauf zeigen noch Takbir sprechen.

Kommt man beim Schwarzen Stein vorbei, ist die erste Runde beendet und man küsst den Stein, fasst ihn an oder zeigt auf ihn, indem man sagt:

" Bismillah, wAllahu akbar "

So läuft der Pilger insgesamt sieben Runden, bis er am Schwarzen Stein endet. Männer lassen dabei ihre rechte Schulter und ihren rechten Arm unbedeckt (arab. Idtiba'). In den ersten drei Runden besteht zudem eine Besonderheit für Männer darin, dass sie schell und mit kleinen Schritten laufen (arab. Raamilan). Letzteres gilt allerdings nur für den Tawaf al-Qudum (bei Hadsch Ifrad und Qarin), nicht aber für den Tamatyu'-Pilger (der zunächst den Tawaf der 'Umra macht). Hierzu gibt es verschiedene Gelehrtenansichten.

Quelle

Dieser Artikel beruht im Wesentlichen auf dem Buch:

  • Al-Dschaza'iri, Abu Bakr (2002): Manhadsch al-Muslim, Maktaba al-'Ulum wa al-Hukm, Medina (Saudi Arabien)


Einzelnachweise

  1. Al-Qahtani, Dr. Said Ibn Ali Ibn Wahaf ibn, Hisnul-Muslim, Ahadith mit Bittgebeten aus dem Quran und der Sunna, übersetzt von Mohamed Bensheim, Du’a Nr. 13
  2. Asch-Schaich, Abi Al-Hasan Muhammad Ibn Hasan, Sahih al-Adkar min Kutub Al-A’lama Al-Muhaddith Muhamad Nasruddin Al-Albani, Dar Al-A’wasim, Kairo


Anmerkungen